Dienstag, 30. September 2008

Auf Reisen: Der Travelsakko

Reisen im Anzug war im Vergleich zu heute vor 60 Jahren noch eine Selbstverständlichkeit. Aber nicht jeder Anzug schien den Autoren des Herrenjournals in den 50er Jahren gleichermaßen für die besonderen Ansprüche einer Reise geeignet. So steht der praktische Nutzen in der Gestaltung dieses Anzugs im Vordergrund. Dies zeigt vor allen Dingen der Hinweis auf die Verwendung von Rücken- und Seitenschlitzen, die in den 50er Jahren noch nicht so verbreitet waren wie heutzutage. Dem Beitrag beigefügt sind außerdem zwei Esquire-Abbildungen aus den 30er Jahren, die alternative Reisebekleidung zeigen.

"Der Travelsakko

Charakteristische Kennzeichen:

a) Einreihige Fasson in leicht sportlichem Stil mit fallenden Revers.

b) Zwei- oder dreiknöpfige Front mit schlicht aufgesetzten Taschen, die Brusttasche jedoch evtl. als Leistentasche oder mit schrägen Seitentaschen und Flaptasche.

c) Rücken neuerdings meist glatt aber mit langem Rückenschlitz oder Doppelschlitzen.

d) Beinkleid aus dem gleichen Stoff wie das Jackett im Gegensatz also zu den Anzügen kombinierter Art.

Fischgratdessins, Diagonalstoffe oder ganz modern Ton in Ton gehaltene, sich aus Treppenstufen zusammensetzende Schach- oder Waffelmuster entsprechen dem Charakter des Travelsakkos augenblicklich am meisten.

Material:

Vorwiegend Streichgarne in nicht zu sportlicher Qualität und mit nicht zu auffallenden Mustern. Am meisten gefragt in mittelbraunen Tönen.

Herkunft: 

Erste Modelle in dieser Art fanden sich als Reiseanzug bereits in der Mode von 1912. Sie wurden allerdings später durch den kombinierten Anzug verdrängt, erschienen dann aber in der Auslandsmode endgültig wieder zur Reisesaison 1947, nunmehr unter dem besonderen Gattungs-namen "Travelsakko".


Abbildung aus "Esquire", 30er Jahre
Verwendungsmöglichkeiten:

In erster Linie das Reisemilieu, wo der Travelsakko dem kombinierten Anzug gegenüber den Vorteil hat, daß man mit ihm einigermaßen "angezogen" wirkt, wenn man sich am Ziel der Fahrt abends noch in gepflegter Umgebung aufhalten will, ohne sich erst umkleiden zu müssen.

Passendes Beiwerk:

Hellgrundiges aber dezent gemustertes und dabei nicht so leicht schmutzendes Hemd, neuerdings am vorteilhaftesten mit sogenanntem Pin-Point-Kragen zu lebhafter Krawatte - leichte Cashmirweste - modernder Camber - Halfbrogues oder Fullbrogues."
(c) Herrenjournal, 4/1950


Wochenend-Ausflug auf's Land.  Abbildung aus "Esquire", 30er Jahre

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