Mittwoch, 31. Dezember 2008

CCM wünscht einen guten Rutsch ins neue Jahr!


Zum Skifahren mag man im Anzug vielleicht etwas overdressed sein; für Neujahr ist der graue Flanellanzug aber sicher die richtige Wahl - und da sich das neue Jahr mittlerweile in ganz großen Schritten nähert, wünschen wir der treuen Leserschaft des CCM-Blogs einen guten und vor allem auch gutgekleideten Start in das neue Jahr, ganz gleich auf welcher Piste!

Montag, 29. Dezember 2008

Worte der Weisheit III. Zum Jahreswechsel: von den Aborigines.


"The more you know, the less you need"

Dieser weise Spruch der Ureinwohner Australiens sollte uns in jeder Hinsicht als Leitgedanke für das kommende Jahr dienen. Ohne allzu philosophisch zu werden, möchte ich diesen Satz auch für sartoriale Überlegungen an ganz vordere Stelle setzen.
Umfassendes Wissen
(The more you know,...)
um Fragen der Bekleidung, um die Lehren von den Proportionen und Farben bewahrt uns vor Fehlkäufen und vor Fehlentscheidungen beim täglichen Ritual des Anziehens. (...the less you need)
Nichts spricht dagegen - wenn man es sich leisten kann und leisten will - eine umfangreiche Garderobe zu haben. Mit dem entsprechenden Grundwissen ist es jedoch sehr einfach, diese Garderobe auf wenige Stücke zu reduzieren, die aber durch ihre sorgfältige Wahl die Persönlichkeit des Trägers aufs Vorteilhafteste unterstreichen und durch ihre Wertigkeit und ihre damit verbundene einfache Pflege und Handhabe ein großes Plus an Lebensqualität in unseren Alltag bringen. Wir wollen - oder müssen - jeden Tag unser Bestes geben und uns von unserer besten Seite zeigen. Das sollte Freude bereiten aber keinen Stress.
Der weise Spruch
"Je mehr man weiß, desto weniger braucht man"
kann uns dabei sehr helfen.

In diesem Sinne wünsche ich den Lesern von "Camlots Custom Made - Der Blog" ein

ERFOLGREICHES und GLÜCKLICHES JAHR 2009 !

Servus,
CAMLOT

Sonntag, 21. Dezember 2008

Herrenjournal XI: Die Silhouette des Reisenden

"'Wir fliegen 90 Minuten', so ähnlich etwa enden tagtäglich die Begrüßungsworte, die die hübschen Stewardessen an die Fluggäste richten, die es sich schon in der Maschine zu einem Start über 500 km oder mehr bequem gemacht haben. Gerade, daß man die freundlichst offerierte Zeitung durchstudiert und das Imbißtablett zurückgegeben hat, da leuchtet auch bereits die Anweisung auf, sich wieder zum Landen anzuschnallen. Lohnt es sich da, für eine solche Reise überhaupt, die Anzugsfrage zu ventilieren? Es gibt keinen Staub, man kann sich nicht schmutzig machen, die Kabine ist wohltemperiert, und man ist ja nur so kurze Zeit in der Luft, daß sich - den Mantel hat man ohnehin in der Flugzeuggarderobe abgegeben - Falten im Anzug, falls man ihn wirklich verknüllt haben sollte, sofort wieder aushängen.

Besonders gern wird man bei dem Reisesakko von der Mode der schrägen Seitentaschen Gebrauch machen, denen sich heute auch die Billettasche in der Richtung anpaßt. An die Stelle der Leistentasche tritt dann auch die Flaptasche - Reist man im eigenen Wagen, dann kann man sich in der Kleidung natürlich alle Freiheiten erlauben, die man für bequem hält, eine halbärmelige Buschjacke, sogar auch Shorts, und statt des Langbinders eine legere Schalkrawatte - Für alle Fälle aber wird man auch eine Wollweste bei sich haben, und was den Popelinemantel anbetrifft, so ist es praktisch, wenn er eine Billettasche hat.



So gibt es im Grunde genommen für den modernen Reisenden eigentlich keinerlei Anlaß, bei seiner Kleidung auf irgendwelche praktischen Erfahrungen Rücksicht nehmen zu müssen, wie es die ältere Generation noch für ganz selbstverständlich gehalten. Jene Zeit, wo Halbschuhe als unzweckmäßig angesehen wurden, weil der Ruß der fahrenden Lokomotive sich durch den Strumpf durchfressen konnte und man infolgedessen Stiefeletten empfahl, oder als diese aus der Mode gekommen waren, Gamaschen. Und wo man all die langen Stunden im Coupé die Handschuhe nicht auszuziehen wagte, da Fenster und Türgriffe von Station zu Staion immer mehr von der Reisepatina überzogen waren. So daß man sich natürlich auch bei dem Anzug selbst mimikriartig darauf einstellen mußte, durch Pfeffer- und Salzstoffe ebenso wie durch gedeckte Hemden. Ganz abgesehen von den anderen Ansprüchen, die sich ergaben, wenn man eine lange Fahrt vor sich hatte, auf der man, um gelegentlich eine kleine Siesta einschieben zu können, die Reisemütze für unerläßlich hielt, und was den Mantel anbetraf, seine Taschen gar nicht weiträumig genug haben konnte, damit er das zu fassen vermochte, was man - von den leckeren Sandwiches bis zur dickbändigen Lektüre - gern jederzeit zur Hand haben wollte, ohne erst umständlich mit dem 'Suitecase' hin und her jonglieren zu müssen.

Von dieser Romantik, zu der natürlich auch das schottische Plaid gehörte, ist nun durch die Nivellierung des Reise-Anzugs viel verlorengegangen. Immerhin aber halten sich routinierte Reisende hier auch heute an diesen und jenen Tip.
Da sind vor allen Dingen, unabhängig von ihrer modischen Wertung, die schrägen Seitentaschen, deren praktischen Sinn man immer mehr zu schätzen weiß. Nur selten bleibt ja der Platz neben einem frei, und wenn man da in enger Tuchfühlung sitzt und sich nicht so recht rühren kann, ist es immer unbequem, wenn man in regulären Seitentaschen etwas suchen muß. Auch auf die äußere Billettasche wird man nicht gern verzichten wollen, denn für kleine Scheidemünzen und Tabletten braucht man sie ja wirklich, auh wenn man in der großen Tasche das übliche Sonderfach hat. Sehr zu statten kommt einem dann weiter, wenn die rechte innere Brusttasche durch Reißverschluß gesichert werden kann, damit es grundsätzlich ausgeschlossen ist, daß einem die Brieftasche mit Fahrschein und Ausweispapieren abhanden kommt. Diese Forderung sollte endlich einmal von Maßschneiderei und Bekleidungsindustrie generell befolgt werden, wobei zu beachten wäre, daß die Tiefe der Tasche mindestens 18 cm betragen muß. Sonst kann man die Brieftasche nicht restlos verschwinden lassen und auch die Anbringung eines Reißverschlusses wäre dann sinnlos.
Nachdem man nun wieder Westen trägt, sollte man jetzt ferner die Gelegenheit wieder wahrnehmen, auch hier innere Brusttaschen anbringen zu lassen und zwar mit zuknöpfbarer Klappe. Denn sie können einem als Safe für ein paar Reservebanknoten gute dienste leisten. Bei dieser Gelegenheit sei auch wieder einmal auf die Tattersallweste aufmerksam gemacht, weil sie ganz besonders gut den Reisestil trifft und man sich mit ihr auch bei einem korrekt gearbeiteten Anzug diesem Milieu meist ohne weiteres anpassen kann, Das wird vornehmlich für die Gesellschaftsreisen im Autobus gelten, wo man ja im allgemeinen nur ein beschränktes Gepäck mitnehmen kann. Da könnte es nämlich durchaus der Fall sein, daß man die sportlichere Garnitur einpackt, weil sie eher zerdrückt werden kann, und daß man infolgedessen unterwegs den städtischen Anzug trägt.


Bei jeder Art von Reisen ist es wichtig, daß man - auch bei enger Tuchfühlung - bequem an den Inhalt seiner Taschen herankommt. Infolgedessen setzen sich hier mehr und mehr jene 'Sandwichtaschen' durch, bei denen die oberen Taschen einen schrägen durch Reißverschluß geschützten Eingriff haben - Ist man aus irgendeinem Grunde genötigt, in einem seriösen Anzug zu reisen, so kann man sich trotzdem dem Reisemilieu dadurch anpassen, daß man ihn durch eine Pepitaweste ergänzt - Für dieSommermonate gilt als besonders geeigneter Reisemantel der durchgeknöpfte imprägnierte Tweedraglan - Da das Mitführen eines Hutkoffers den meisten Herren heute zu umständlich erscheint, ist es am praktischsten, wenn man sich einen Schnittrandhut mit hochgestelltem Rand aufsetzt, der ebenso zur Reisebekleidung paßt wie auch zum korrekten Anzug.

Die wenigsten Sorgen braucht man sich heute eigentlich aber in der Mantelfrage zu machen. Von den Popeline- und Gabardinemänteln - gleichviel für welches Modell man sich hier entscheidet - wird sie nämlich restlos gelöst. Denn gerade für die Reisezeit sind sie mit ihren ausknöpfbaren, warmen Futtern zu einem Standardtyp von hohen Graden geworden. Aber auch hier kann man von einer persönlichen Reisenote, wie sie früher gewissermaßen der karierte voluminöse Ulster besaß, nicht reden. Genau so zeigt man sich ja auch in den Straßen der Großstadt.
Nur wer im eigenen Wagen fährt, kann wohl auch einmal nach eigener Fasson sein Reisehabit zusammenstellen, sich in einer Buschjacke mit halben Ärmeln ans Steuer setzen und selbst sogar nur in Shorts, da er ja auf niemanden Rücksicht zu nehmen braucht."
(c) Herrenjournal 1951


Donnerstag, 18. Dezember 2008

Harry, hol' den Wagen. Zum letzten Geleit.

Mit Horst Tappert ist einer der letzten großen deutschen Schauspieler der „Alten Garde“ verstorben. Tappert spielte in vielen Filmen und Bühnenstücken die Hauptrolle, so auch in dem Dreiteiler „Die Gentlemen bitten zur Kasse“. Die Rolle seines Lebens aber war die des Oberinspektors „Derrick“. Als Spätberufener - er war 51, als er die Nachfolge von Erik Ode ( "Der Kommissar" ) antrat - gelangte er zu Weltruhm, sogar in China saßen bis zu 500 Millionen (!) vor den TV-Schirmen, wenn Derrick ermittelte. Wohl kaum ein anderer wäre in der Lage gewesen, diese Rolle so auszufüllen wie der stets korrekt gekleidete Horst Tappert, der auch privat in diesem Stil gekleidet war und somit ein weltweit präsentes Aushängeschild des innereuropäischen Dresscodes für den "eleganten Herren" im Sinne des "Herrenjournals" war, dessen Mode-Essays sich ja rotfadenartig durch diesen Blog ziehen.

Camlot hat zu dem Kleidungsstil, den Tappert repräsentierte, einmal geschrieben:

"Derrick / Tappert ist ein exzellentes Beispiel für den Stil, den das hier in letzter Zeit häufig erwähnte "Herrenjournal" für vorbildlich und tadellos erklärte.
Damit ist er auch ein Aushängeschild für den innereuropäischen Stil.
Es gab ganz bestimmte Regeln, die von der Nachkriegszeit bis Ende der 1970er als unausgesprochene deutsch/österreichische "Dress-Codes" galten.
Dazu gehörten "Gesetze" wie: kein Blau zu Grün, kein Braun zu Schwarz, braune Schuhe nur zu braunen Anzügen oder Sportkleidung, Stecktuch gleich wie Krawatte oder rein Weiß, niemals als Bausch eingesteckt sondern immer penibel gefaltet, mehrfarbige Krawatte nur auf einfärbigem Hemd, zu gestreiftem Hemd nur einfärbige Krawatte, karierte Hemden nur zu Sportbekleidung, u.s.f.
Zugegeben, für Lässigkeit war da wenig Raum.
Der vorbildlich gekleidete Innereuropäer wirkte vielmehr immer ein wenig pedant und steif, wie sein Vorreiter, der Rittmeister Eelking himself.
Dafür bot dieser Stil viel Möglichkeiten für Sprezzatura und ein etwas breiter gestreiftes Hemd galt bereits als wahnsinnig extravagant."

Wir wollen des großen Schauspielers und „Dressers“ Tappert mit einigen Bildern noch einmal gedenken:







Samstag, 13. Dezember 2008

Das Maßmodell I


"links: Das vornehme Tailleurkostüm für die Stadt ist aus pastellfarbenem Gabardine gearbeitet und hat elegante lange Revers. Sofern es nicht auf einen Knopf gearbeitet wird, der dann etwas unterhalb der Taille liegt, ist deshalb der obere Knopf überrollt. Ziemlich obligativ ist jetzt hier die Brusttasche, da man sie heute gerne zur Akzentuierung benutzt.

rechts: Von demselben Gedankenwie beim Einreiher mit Einknopffront geht man auch bei diesem Zweireiher aus, um ihm schon im Schnitt ein besonders sommerliches Aussehen zu geben. Er wird ebenfalls - in Höhe des Tascheneinschnittes - nur mit einem Knopf geschlossen, und mann unterstreicht dies durch eine klare Trapezstellung.


links: Der moderne Campusstil des Herrn - Tweedjackett kombiniert mit Flanell- oder Gabardinebeinkleid wird im sportlichen oder ländlichen Milieu und im Gebirge ziemlich ähnlich auch von der eleganten Frau übernommen. Vorgezogen wird hier gegenwärtig die hochgeschlossene Front. Der Kragen kann durch die sogenannte Golflasche zugeknöpft werden.
rechts: Im Gegensatz zum Campusstil wird der Knickerbockeranzug stets aus einheitlichem Material gefertigt. Man wählt hier auch keine Norfolkfassons, die - eine echte Laune der Mode - heute mehr den langen Beinkleidern vorbehalten sind, sondern einen unkomplizierten Stil, schlichte, meist jedoch schräge Taschen und unbedingt lange Schlitze."
(c) Herrenjournal 1951

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Herrenjournal X: Blau für den Interimssakko

"Wenn man mit seiner Garderobe für alle Gelegenheiten gerüstet sein will, dann ergibt sich immer wieder, daß man unbedingt einen Anzug braucht, der zwischen dem üblichen Tagessakko und dem Abenddreß rangiert, einen Anzug also, der zurückhaltend in Farbe und Dessin ist. Diesen Anspruch erfüllt am besten natürlich der schwarze Sakko. Mit silbergrauem Langbinder macht man mit ihm eine gute Figur bei Konferenzen, und mit schwarzer Krawatte hat man ihn ihm einen richtigen Anzug bei Trauerfällen. Gibt man ihm aber eine diskrete Schleife, dann ist er wie geschaffen für kleine Tänzereien oder Theaterabende, für die der Smoking aus irgendeinem Grunde zu anspruchsvoll ist.
Aber mit diesem schwarzen Sakko hat es einen Haken. Man hat doch im allgemeinen zu wenig Verwendung für ihn. Und so ist er an sich eine kostspielige Angelegenheit. Fast gar nicht kann man ihn ja für die Tagesarbeit benutzen. Ganz sicher wird man dann nämlich immer wieder gefragt: "Was haben Sie denn heute vor?" Und tatsächlich hat man in diesem offiziellen Anzug zu den Lasten, die einem der Tag auferlegt, zuviel Distanz, so daß die Arbeit in ihm meist nicht flott genug von der Hand geht.
So kommt man also für diese Verwendung auch jetzt erneut zurück auf den dunkelblauen Sakko, da er eigentlich überall den Platz einnehmen kann, den die Mode an sich für den schwarzen Sakko bestimmt hat. Denn er ist diesem überlegen, weil er sich auch durchaus mit farbenfreudigem Beiwerk kombinieren läßt, so daß er dann in keiner Weise mehr einen offiziellen Eindruck macht und man ihn infolgedessen wie jeden anderen Tagessakko verwenden kann.
Wie oft hat die Mode schon versucht, für den "Interimssakko" irgendeinen anderen Vorschlag zu machen. Aber nach kurzer Zeit schon hat sie dann stets ihre Idee wieder aufgegeben. Jedenfalls hat in diese Mission weder der graue Anzug restlos befriedigt noch der braune. Jener nicht, weil man ihn zu dunkel wählen müßte, wodurch er leicht das Aussehen eines Altherrenanzugs bekommt, dieser aber nicht, weil er selbst im Havannaton für Abendveranstaltungen doch noch zu farbig ist. Bei dem marineblauen Sakko aber wird man diesen Einwand nicht erheben, denn er sticht in der Farbe ja kaum ab von dem Mitternachtston der Smokings (s. Abbildung)."


(c) Herrenjournal 1951

Sonntag, 7. Dezember 2008

Worte der Weisheit II. Heute von: Coco Chanel


Über Mode:
"Mode ist nicht allein eine Frage der Kleidung. Mode hat etwas mit Ideen zu tun, damit, wie wir leben."

Über wertvollen Schmuck:
"Wer will sein Geld schon am Hals hängen haben?"

Über Farben:
"Farben sind etwas Wunderschönes. Aber viele Menschen machen sich verrückt mit Gedanken über Farben. Man sollte mit Schwarz und Weiß beginnen."

Über Wertbeständigkeit von Kleidern:
"Ich bin gegen Mode, die vergänglich ist. Kleidung wegzuwerfen, nur weil ein anderes Jahr gekommen ist, finde ich schrecklich."

Über Einfachheit in der Garderobe:
"Ein paar wirklich gute Stücke genügen. Man sollte nicht viel Zeit mit Anziehen oder auch nur dem Nachdenken darüber verschwenden."